Die Reise dauert an

Hola!

Nach über einer Woche ist wieder mal Zeit, über meine Ferien zu berichten, bevor es auch schon wieder an die harte Arbeit geht. Nächstes Wochenende ist ein Wettkampf geplant, und wie es hier in Chile eben so läuft wird alles erst ganz am Schluss gemacht. Doch zurück zu meinem kleinen Einblick in die Unweiten dieses riesigen Landes:

Nachdem ich euch beim letzten Eintrag in La Serena hinterlassen habe, geht es auch genau dort weiter. Nach einer allzu kurzen Nacht (wie bei mir üblich nach dem Schreiben des Blogs) ging es am Montag auf einen kleinen Ausflug. Das Ziel war die Stadt Ovalle, welche wir mit einem kleinen Spaziergang besuchten. Auf dem Hauptplatz begann dann plötzlich eine mit Handlesen, worauf ich mich aber schnell davonmachte. Ich weiss nicht genau, ob sie einfach auf ein wenig finanzielle Unterstützung hoffte oder das als Ablenkung für Taschendiebe gedacht war, auf alle Fälle hatte ich schlussendlich noch alles bei mir.

Brunnen in Ovalle

Nach der Rückkehr im Haus machte ich nicht mehr viel, ich begann jedoch mit der Suche für einen zweiten Zwischenstopp mit meiner Reise. Dabei fielen meine Ideen auf die Städte San Pedro de Atacama im hohen Norden und Copiapó, einer Minerstadt irgendwo im Bereich dazwischen.

Auch den Dienstag gingen wir dann etwas gemütlicher an, diesmal war ein Strandbesuch in der Playa Herrudura, einer Bucht in Coquimbo, geplant. Das Wasser war gefühlt wärmer, und es hatte dank der Eigenschaften der Bucht auch praktisch keine Wellen. Ideale Voraussetzungen zum Schwimmen also, und so machte ich es auch. Zuerst schwamm ich nach draussen bis zu den Bojen, dann dem Strand entlang bis mein Gefühl sagte, ich sollte umkehren. Schlussendlich waren es dann wohl ungefähr 600 Meter im freien Wasser, worauf sich auch meine Arme beklagten ich sollte öfters schwimmen gehen.

Nach etwas Sonnenbaden am Strand mit so feinem Sand, wie ich ihn sonst noch nirgends gesehen hatte, ging es auch schon bald wieder zurück zum Haus, wo dann die Reise weiter geplant wurde. Ich entschied mich dabei für die Reise nach Copiapó, da ich so nur eine vierstündige Fahrt (anstelle einer Fahrt von 16 Stunden nach San Pedro) vor mir hatte, welche ich auch alles wieder zurückfahren müsste.

Busterminal La Serena bei Tag

Am nächsten Mittag machte ich mich dann auf weiter in Richtung Norden, wo ich dann auch nach den vorgesehenen vier Stunden pünktlich in Copiapó ankam. Als erstes machte ich mich gleich auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit, wobei ich im Ibis Budget ein Zimmer fand (ein Vier-Sterne-Hotel ein paar Strassen weiter war es mir dann schlussendlich doch nicht wert).

Mit einer kurzen Einrichtung des Zimmers und einem ersten Spaziergang durch die doch überschaubare Stadt landete ich dann kurz darauf in einem neueren Stadtpark, wo ein paar Jugendliche Volleyball spielten. Mich packte die Lust und ich spielte ebenfalls bis spät in die Nacht hinein. Wie sich herausstellte traf ich einmal mehr ein paar Feuerwehrleute, die heute einen freien Abend hatten.

Stadtpark von Copiapó

Am nächsten Morgen traf ich mich dann für eine Stadtführung mit der Stadtbewohnerin Pia. Ich hatte zuvor über das Portal Couchsurfing.com für Copiapó einen Schlafplatz gesucht, und den so geknüpften Kontakt nutzte ich für ein kleines Treffen. Zu Fuss und mit dem Auto besichtigten wir die wichtigsten Teile der Stadt wie der Kathedrale, dem alten und verlassenen Bahnhof oder einem weiteren Stadtpark. Für die Grösse der Stadt fiel dabei die Ausbeute an Kulturgüter doch etwas magerer aus als gedacht, dennoch war der Rundgang sehr hilfreich um den Grundaufbau der Stadt kennen zu lernen.

Alter Eisenbahnwaggon von Copiapó

Am Nachmittag machte ich mich nach einer kleinen Siesta ins Mineralogie-Museum, welches zu meiner Verwunderung sogar eine Informationstafel auf Deutsch hatte. Wie sich herausstellte hat die Stadt eine Partnerstadt in Deutschland, mit welcher sie regelmässig Studenten tauscht. Copiapó bietet sich aufgrund der vielen Minen in der Region (zu der auch die Grube San José gehört, welche mit dem Unglück mit den 33 Verschütteten im Jahre 2010 weltweite Bekanntheit erhielt) ideal für ein Studium im Bereich Bergbau an.

Der Spaziergang führte nun wieder in den Kern der Stadt, um noch ein paar Fotos mehr von den Sehenswürdigkeiten zu machen und dem Touristenbüro einen kleinen Besuch abzustatten um noch ein paar Infos für den am nächsten Tag vorgesehene Besuch am Strand von Caldera und der Bahía Inglesa einzuholen. Schlussendlich landete ich mit meinem Spaziergang wieder im Stadtpark, wo ich wiederum ein wenig mein Können im Volleyball auf die Probe stellen konnte. An diesem Abend war eine etwas stärkere Gruppe vertreten, welche sich auch regelmässig für ein Training trifft.

Volleyball im Park

Als ich am Freitagmorgen vom Frühstück ins Zimmer zurückkehrte hörte ich beim Aussteigen ein kurzes Klonk im Liftschacht des Aufzugs nebenan, kurz darauf wechselte die Anzeige in "ausser Betrieb". Als es etwas später wie geplant zur Bushaltestelle ging, waren die Mitarbeiter des Hotels noch immer damit beschäftigt, die eingeschlossene Person aus dem Lift zu holen. Die andere Kabine beförderte mich dabei zuverlässig neun Stockwerke nach unten, und auch der Bus brachte mich zuverlässig ans Meer. Im Dorf Caldera angekommen machte ich mich auf einen Rundgang, der mich ziemlich schnell in Richtung Hafen brachte. Dort genoss ich ein wenig die Aussicht und sah dann auch noch ein paar Robben zu, wie sie hinter einem Fischstand auf ein paar Überreste hofften. Es dauerte auch nicht lange, da meldete sich mein Bauch und entsprechend gab es ein kleines Mittagessen.

Bahía Inglesa

Ein Colectivo brachte mich kurz darauf zur Bahía Inglesa, einem Strand mit klarem, türkisfarbenem Wasser. Mit der Kamera in der Hand badete ich meine Füsse etwas im kalten Wasser, worauf es dann bald durch den Sand aus gebrochenen Muschelschalen wieder langsam zurück ins Hotelzimmer ging. Während der Busfahrt zurück kam ich dabei mit zwei Deutschen ins Gespräch, welche ebenfalls im Rahmen eines Hilfsprojekts hier sind. Da sie für knapp ein Jahr hier sind konnten sie es sich auch leisten, etwas länger zu reisen und sind jetzt auch schon zwei Monate unterwegs. Für die, die neben meinem Blog noch mehr Lesestoff benötigen habe ich hier noch die Links zu Julias und zu Hannas Blog, wo sie über ihre Erlebnisse berichten.

Nach der Ankunft zurück in Copiapó ruhte ich mich kurz im Hotelzimmer aus, bevor es gleich wieder zum Volleyballfeld ging. Diesmal hatte ich mich mit den Feuerwehrlern verabredet, und mit einem Abwechslungsreichen Spiel ging auch dieser Abend schnell zu Ende.

Wasserspiel im Park

Am Samstagabend hatte ich meine Rückreise geplant, entsprechend hatte noch einige Zeit, die Stadt weiter anzusehen. Nach dem Check-Out machte ich mich auf in den zweiten Stadtteil, den ich bis jetzt noch nicht so gut kannte. Gemütlich ging es von Park zu Pärkchen und von Sitzbank zu Sitzbank, von wo aus ich auch einfach mal dem Tagesgeschehen zusah. So war es beispielsweise spannend zu sehen, wie Arbeiter eine Leitung hochmontierten und dabei teilweise komplett Schräg in der Leiter hingen.

Arbeiter in Copiapó

Etwas später gönnte ich mir eine Glace auf der Plaza de Armas, worauf es mit dem komplett gefüllten Rucksack - ich liess nur die Reisetasche im Hotel - auf den Cerro La Cruz. Man kann diesen als den Stadthügel bezeichnen, der dem Namen entsprechend ein Gipfelkreuz trägt und eine gute Aussicht über die gesamte Umgebung bietet. Der steile Aufstieg in der prallen Sonne auf sandigem Grund war anstrengender als angenommen, verschwitzt kam ich oben an. Nach dem ersten Stillen des Durstes packte ich auch schon meine Kamera aus und versuchte die Aussicht auch entsprechend festzuhalten (die Panoramabilder sind noch in Arbeit). Was mir dabei erst oben auf dem Hügel auffiel, war, dass der Stadtkern entgegen meinen Annahmen sogar noch ziemlich grün war, während die gesamte Region aussen herum braun oder - wie es die Einheimischen hier so schön nennen - Kaffee ist.

Copiapó von oben

Es folgte ein schneller Abstieg, worauf es wieder zurück auf die Plaza de Armas ging. Dort beobachtete ich eine Weile ein paar Schachspieler wie sie sich duellierten. Die Spiele waren meistens spannend und begannen für meine Verhältnisse jeweils sehr schnell. Erst mit der Dauer des Spiels wurde das gesamte Tempo etwas gemächlicher und überlegter und stimmte dann mit dem von mir gewohnten Tempo überein.

Es folgte ein kurzes Abendessen in einem Restaurant und ein Gespräch mit weiteren Einwohnern, wobei ich mittlerweile so weit bin, dass diese ohne grosse Unterstützung vom Übersetzungswörterbuch klappen. Wenn ich im Gespräch erwähnte, dass ich erst seit weniger als zwei Monaten Spanisch spreche, dann klappte dem Gegenüber jeweils die Kinnlade herunter und zurück kam dann meistens etwas wie "... und ich lerne seit über einem Jahr Englisch und kann es noch immer nicht". Das Einzige was ich leider feststellen musste, war, dass mein Italienisch unter dem Intensivkurs Spanisch gelitten hat beziehungsweise mir insbesondere das Schreiben schwerer Fällt. Meine Grossmutter meinte auf eine WhatsApp-Nachricht hin Anhand deines Italienisch merkt man, dass du jetzt Spanisch sprichst...

Nach dem erlebnisreichen Tag holte ich meine Tasche im Hotel ab und lieft zur Bushaltestelle. Der Bus kam pünktlich, und so begann die gut zehnstündige Fahrt nach Santiago um 22:45. Dabei schlief ich erstaunlich gut, und als ich wieder aufwachte gab es bereits Frühstück. In Santiago angekommen hiess es, ins zweite Busterminal zu wechseln und dort in den nächsten Bus nach San Vicente zu steigen. Zwei Stunden später wurde ich dort von meiner Gastfamilie abgeholt und gleichzeitig informiert, dass sogleich es für einen kurzen Ausflug nach Pichilemu geht. Chilenische Spontanität eben, welche mir jedoch meine Wochenplanung etwas durcheinanderbringen sollte.

Pichilemu - Hauptstadt der Surfer

Es gab ein kleines Mittagessen und ich packte meine Taschen aus. Sofort fuhren wir auch schon wieder los und landeten nach einer angenehmen Fahrt im Restaurant von Carlos' Verwandten. Nach einer kleinen Plauderrunde machten wir uns auf einen kleinen Spaziergang durch die Stadt. Pablo machte sich auf die Suche nach einem Pullover, da das Wetter hier an der Küste etwas kühler war. Dabei kam mir aber wieder in den Sinn, was aktuell für Temperaturen in der Schweiz so herrschen sollen. Gerüchte (ich hoffe zumindest, dass das welche sind) sprechen von Höchsttemperaturen unter -10° Grad, was ich mir hier bei angenehmen 23° gar nicht vorstellen will.

Nach dem Abendessen im Restaurant ging es weiter in ein Ferienhaus, welches ebenfalls Verwandten von Carlos gehört, und mit dämmerte langsam, dass aus einem kleinen Ausflug ein kleiner mehrtätiger Ausflug werden wird. Ich hatte nur meinen normalen Rucksack mit eine paar Bade-Extras dabei, wobei ich nach den zwei Wochen Ferien auch nicht viel mehr hätte mitnehmen können. Da mein Rucksack eigentlich alles (abgesehen von Ersatzkleidern) für das Überleben benötigte beinhaltet, ging es trotzdem besser als zu erwarten war.

Am Montag ging es dann nach dem Aufstehen und Frühstücken für einen kleinen Spaziergang an den Strand. Dieser war - verglichen zu den letzten Besuchen - ziemlich leer. Ich gehe dabei davon aus, dass zum einen der baldige Schulbeginn und zum anderen das etwas schlechtere Wetter eine Rolle spielten. Kurz darauf gab es im Restaurant auch schon wieder Mittagessen, wobei bei mir der Hunger ausnahmsweise nicht ganz so ausgeprägt war.

Am späteren Nachmittag machte ich mich dann auf eine kurze Shopping-Tour, sodass ich wenigstens für den nächsten Tag etwas frisches anzuziehen hatte. Schnell wurde ich fündig, und nach einem kleinen Spaziergang war ich wieder zurück im Ferienhaus, wo die anderen bereits ihre Siesta hielten. Ich schloss mich ihnen an, und bald stand die Sonne auch schon ganz tief. Einmal mehr ging es ins Restaurant und auf einen Spaziergang. Überraschenderweise hatte es relativ stark zu nieseln begonnen, das erste Mal seit ganzen 57 Tagen, dass ich hier ein wenig Wasser vom Himmel zu spüren bekommen. Beim anschliessenden Nachtessen folgte dann ein langes Gespräch über dieses und jenes. Als wieder in der Ferienwohnung ankamen war es bereits 01:30 Uhr, entsprechend schnell ging es schlafen (wobei dies für meine Verhältnisse eigentlich völlig human ist).

Surfer bei der Punta de Lobos

Der nächste Morgen begann gewohnt gemütlich. Nach dem ersten Zusammenräumen der Sachen ging es dann zum nächsten Abstecher dieses Trips, der Punta de Lobos. Das ist eine kleine Küste, die insbesondere in Surferkreisen sehr bekannt ist. Entsprechend viele dieser Spezies wurden dort angetroffen und durften auch für zahlreiche Fotos herhalten.

Es war faszinierend zuzusehen, wie sie hinauspaddelten und von den Wellen wieder zurückgetragen werden, ich hätte da noch eine ganze Weile einfach nur zuschauen können. Die Planung sah es jedoch anders vor, und schon waren wir auf dem Weg zum nächsten Punkt. In der Laguna de Cahuil erzählte mir Carlos, dass der Tsunami vom Erdbeben in 2010 die Lagune ausspülte und nun nicht mehr so viele Salzbecken wie damals bewirtschaftet werden. Nach ein paar Fotos neben einem Stand, der Wikinger-Rüstungen und Lanzen verkaufte machten wir uns auch schon wieder auf den Weg zurück nach Pichilemu, wo ein gutes Mittagessen auf uns wartete.

Fischerboot in der Laguna de Cahuil

Damit war auch schon wieder Zeit für eine Siesta. Gestärkt machten wir uns dann auf den Heimweg nach Santa Amelia, wo ich gleich feststellen musste was ich die ganzen zwei Wochen nicht vermisst hatte: die unzähligen Mücken. Nach einem kleinen Abendessen machte ich mich dann auch gleich ans Abbauen des angefallenen Berges von Arbeit. Nach unzähligen Mails und erstem Organisieren der Fotos von den Ferien schob ich mich dann ganz nach meinem chilenischen Stil um halb sechs Uhr morgens unter die Bettdecke.

Tag 59 schrieb ich am nächsten Morgen in mein Tagebuch. Diese Zahl machte es mir noch bewusster, wie viel Zeit hier bereits vergangen war. Und mir ist es vorgekommen, als sei diese Zeit im Nu vorbeigegangen, jetzt sind es nur noch wenige Tage bis zu meiner Rückreise in die Kälte. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es hier erst so recht losgegangen ist, andererseits freue ich mich wieder auf einen etwas besser geregelten Tagesablauf ohne unerwartete Abenteuer erleben zu dürfen. Nichtsdestotrotz ist noch viel offen, ein ganzer Wettkampf steht noch an.

Der Mittwoch war dann schlussendlich für die Planung des OLs am nächsten Wochenendes geplant, insbesondere der Geländebesichtigung für das zweite Gebiet der Karte, welches ich bis jetzt noch nicht richtig kannte. Doch zuerst mussten wir das Haus für ein paar Stunden räumen, da es ausgeräuchert wurde. In der Zwischenzeit fuhren wir kurz nach San Vicente, wo ich wieder ein wenig Freiraum erhielt während die Anderen ihre Sachen erledigten. Schlussendlich wurde ich in einem Geschäft in ein langes Gespräch Verwickelt. Einmal mehr wurden meine Erfahrungen in Chile gefragt und denen der Schweiz gegenübergestellt.

Damit machten wir uns auch schon auf den Weg zurück, wo es nach einem kräftigen Lüften des Hauses Mittagessen gab. Ich setzte meine Arbeit fort, und am späteren Nachmittag ging es dann auch auf die bereits erwähnte Geländebesichtigung. Mal wieder OL, ein spezielles Gefühl nach ganzen zwei Wochen Abstinenz. Als das Kartenlesen kurz nach Sonnenuntergang ganz kritisch wurde fuhren wir dann wieder zurück nach Hause. Einmal mehr nutzte ich die Zeit voll aus und arbeitete bis spät in die Nacht.

Nun bleibt noch über den heutigen Tag zu berichten: Ein langweiliger Tag am PC, nichts anderes am Machen als den Blog zu schreiben, ein paar wenige Bilder für den Blog aufbereiten und die Vorbereitungen für den Wettkampf am Samstag auf höchsttouren vorantreiben. Dabei habe ich mich noch um vieles zu kümmern. Zum einen ist da die Bahnlegung und der Kartendruck, dann muss das Kartendesign gemacht und als weiteren Punkt darf ich die Auswertung vorbereiten. Mal schauen wie ich das in so kurzer Zeit bewerkstellige...